Die Reinszenierungen hinter sich lassen
Das entstandene Leiden der ersten drei Kindheitsjahre wird fortlaufend wiedererschaffen durch unbewusste aktive Reinszenierungen von Leidenssituationen im Erwachsenenleben. Das Leiden kann zum Beispiel sein: „ich habe dauernd das Gefühl, ich gehöre nicht dazu“ oder „ich finde keine Partnerin/keinen Partner“. Diese im inneren und äußeren wahrgenommenen Leiden gründen in im Bewusstsein vergrabenen Schichten, die manchmal nicht verbalisiert werden können. Lösungen daraus im heute stellen häufig nur Scheinlösungen dar. Menschen mit spiritueller Ausrichtung tendieren dazu, Zustände durch Fühlen und Darinsein auflösen zu wollen, zum Beispiel, Einsamkeit durch einen fehlenden Partner zu fühlen. In Wahrheit bedeutet das eine Abwärtsspirale für das Nervensystem, denn im heute fehlt noch die Stabilität, ein Gegenpol zu diesen alten Erfahrungen. Für die allermeisten ist das Durchfühlen von Leidenszuständen daher kein gangbarer Weg. Diese Vorgehensweise ist ein häufiges Phänomen von Menschen mit spirituellen Konzepten im Hintergrund, verfestigt aber nur die alte Beziehungskonstellation.
Die Lösung liegt nicht darin, in die alten Leidenszustände einzutauchen, zum Beispiel in eine ohnmächtige Einsamkeit, sondern herauszufinden, mit welchem Mechanismus diese Zustände immer wieder herbeigeführt werden. Für diese Bewusstwerdung ist die Unterstützung durch einen Therapeuten sinnvoll und oft unabdingbar. Es muss untersucht werden, wann der Mensch in diese alten Zustände eintaucht. Es ist häufig der Fall, dass dies besonders an Übergangssituationen eintritt, zum Beispiel am Übergang vom Beisammensein mit Menschen zum Alleinsein mit sich selber. Daraufhin muss die Entscheidung getroffen werden, etwas neues im Beziehungskontext auszuprobieren, was zunächst Angst macht, aber nur so eine neue Erfahrung generieren kann. Mitunter ist es notwendig, sich zu diesen neuen Erfahrungen zu zwingen, um ein neues Muster zu implementieren. Anstelle der qualvollen ohnmächtigen Einsamkeit erscheint dann zum Beispiel die dahinterliegende Traurigkeit, das eigentliche Gefühl, was die Heilung einleitet.